Die Kunst der Executive Transition: Warum ein guter Start den Unterschied macht
Daniel Salamon
Veröffentlicht am
23.10.2024
Zuletzt aktualisiert
23.10.2024
Der Sprung in eine neue Executive-Position ist eine der größten Herausforderungen für jede Führungskraft. Die Erwartungen sind hoch, die Unsicherheiten groß, und der Druck, von Anfang an zu performen, ist allgegenwärtig. Ein guter Start ist daher nicht nur wünschenswert, sondern oft entscheidend für den langfristigen Erfolg. Warum der Beginn in einer neuen Rolle so wichtig ist, welche häufigen Fallstricke es zu vermeiden gilt – und welche Strategien Ihnen dabei helfen, in Ihrer neuen Position richtig durchzustarten.
Der Unterschied zwischen internem und externem Wechsel
Der Übergang in eine neue Führungsrolle ist stark davon geprägt, ob Sie von innen oder außen kommen. Laut einer Studie von Russell Reynolds Associates machen interne Kandidaten oft schneller Fortschritte, weil sie das Team und die Unternehmenskultur bereits gut kennen. Externe Kandidaten hingegen brauchen mehr Zeit, um sich einzuarbeiten und Vertrauen im neuen Arbeitsumfeld zu schaffen.
Die erste Phase in neuer Funktion ist absolut erfolgskritisch, da sich in den ersten Tagen die Wahrnehmung Ihrer Person und Ihres Führungsverständnisses stark formt. Und es gibt bekanntlich keine zweite Chance für den ersten Eindruck.
Also nehmen Sie sich die Zeit – gerade wenn Sie als C-Level Executive von extern kommen – Ihre persönliche Vorstellung vorzubereiten, das neue Unternehmen richtig kennenzulernen und ein Gespür dafür zu entwickeln, was ungeschriebene Regeln und Kulturspezifika des Unternehmens sind. Hören Sie aufmerksam zu, bevor Sie handeln.
Die ersten Schritte: Prioritäten richtig setzen
Eine der größten Herausforderungen in den ersten Monaten einer Executive Transition ist die Priorisierung der wichtigsten Maßnahmen. Was tun Sie zuerst? Das Teamgefüge ändern? Die Strategie überarbeiten? Eine neue Vision ausrufen?
Erfolgreiche Führungskräfte fokussieren sich in den ersten Monaten vornehmlich darauf, ihre Direct Reports kennenzulernen, zu lernen, zu beurteilen und für die eigenen Ideen zu gewinnen.
Die Zusammenstellung des richtigen Teams ist eine der ausschlaggebendsten Aufgaben in einer neuen C-Level Funktion. Wichtig ist es, Dynamiken des Teams zu verstehen und sich gut zu überlegen, welche Veränderungen im Personalgefüge wirklich notwendig sind.
Ein Team, das performt: Warum Vertrauen entscheidend ist
Der Erfolg eines Executives hängt nicht nur von den eigenen Fähigkeiten ab, sondern maßgeblich von dem Leadership-Team, das er oder sie führt. Es dauert im Schnitt 9 Monate, bis ein CEO sein Leadership-Team optimal besetzt hat. Doch selbst danach kann es noch weitere Monate dauern, bis das Team wirklich effektiv zusammenarbeitet.
In dieser Phase ist es entscheidend, Vertrauen aufzubauen und klare Kommunikationsstrukturen zu schaffen. Ein CEO beschrieb es so: „Es ist, als würden Sie eine neue Crew auf ein Schiff holen – die ersten Wochen segeln Sie durch ruhiges Wasser, aber Sie müssen darauf vorbereitet sein, dass der Sturm kommen wird.“ Folglich ist es essenziell, sich Zeit zu nehmen, das Team wirklich kennen zu lernen und ein tiefes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Denn Vertrauen ist die Basis, auf der ein wirklich leistungsstarkes Team arbeitet.
Die Unternehmenskultur als versteckter Stolperstein
Eine der größten Überraschungen für neue Executives ist oft die Unternehmenskultur. 75% aller Führungskräfte fühlen sich Führungskräfte von der Kultur des Unternehmens überwältigt und negativ überrascht. Selbst die besten Strategien und das fähigste Team werden Schwierigkeiten haben, erfolgreich zu sein, wenn sie gegen eine negative oder starre Unternehmenskultur ankämpfen müssen.
Genau deshalb ist es wichtig, die Unternehmenskultur nicht nur als Hintergrundrauschen wahrzunehmen, sondern als aktiven Teil der eigenen Führungsstrategie. Neue Executives müssen die bestehende Kultur verstehen, sie respektieren und – falls nötig – mit Fingerspitzengefühl verändern.
Folglich sollten neue C-Level Executives sich in den ersten Monaten die Zeit nehmen, die Kultur des neuen Unternehmens zu analysieren, um herauszufinden, welche ungeschriebenen Regeln existieren und wie diese gegebenenfalls in die gewünschte Richtung angepasst und verändert werden können.
Die ersten 100 Tage: Ein Plan für den Erfolg
Die ersten 100 Tage in einer neuen Position sind entscheidend. Dies ist die Zeit, in der sich die Glaubwürdigkeit als neue Führungskraft formt. Oft sind es dabei kleine Schritte, die einen großen Unterschied ausmachen. Eine strukturierte Herangehensweise ist hierbei unerlässlich: Viele Führungskräfte, die den Sprung in eine neue Rolle erfolgreich gemeistert haben, haben die ersten 100 Tage mit einem klaren Plan begonnen.
Das Setzen realistischer und messbarer Ziele ist hier genauso relevant wie diese mit dem Team transparent zu teilen. Dies schafft nicht nur Klarheit, sondern auch „buy-in“ für eine gemeinsame Vision für den Anfang. Eine sorgfältige Planung der ersten Tage ist unerlässlich: Eine klare Definition von Meilensteinen und die Sicherstellung, dass das neue Team die Erwartungen kennt und mitzieht, ist essenziell.
Die emotionale Seite des Positionswechsels
Nicht nur die technischen und organisatorischen Herausforderungen sind während einer Transition eine Hürde – auch die emotionale Seite sollte nicht unterschätzt werden. Insbesondere Selbstzweifel und das Gefühl des Verlustes einer alten Identität kann viele Führungskräfte in dieser Phase stark belasten.
In dieser Zeit ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Selbstzweifel normal sind und jede Veränderung emotionale Hochs und Tiefs mit sich bringt. Es hilft, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und regelmäßig reflektierend zurückzuschauen.
Nachsicht mit sich selbst und die Akzeptanz, dass nicht alles perfekt laufen wird, ist hier ein hilfreicher Tipp. Ein ergänzendes persönliches „Advisory Board“, ein Netzwerk auf Mentoren und Coaches und Kollegen kann hilfreich sein, um emotionale Unterstützung zu erhalten.
Ein guter Start legt das Fundament für den Erfolg
Der Wechsel in eine neue Executive-Position gleicht dem Legen eines neuen Fundaments für ein großes Gebäude. Es mag Zeit und Geduld erfordern, bis das Fundament steht. Nur wenn dieses Fundament solide ist, wird das darauf gebaute Gebäude auch stabil stehen können. Die ersten Schritte, die Executives in ihrer neuen Rolle machen, beeinflussen den weiteren Verlauf des Führungserfolgs maßgeblich. Mit einem klaren Plan, der richtigen Einstellung und einem starken Team können folglich nicht nur die Erwartungen erfüllt werden, sondern langfristig Erfolg planbar gemacht werden.
Quellen
Russell Reynolds Studie: Inside the First Year as a CEO
Sonika Bakshi, How I Made a Big Career Change
Utkarsh Amitabh, The Right Way to Make a Big Career Transition
Herminia Ibarra, Why Career Transition Is So Hard